Wer eine Kapitallebensversicherung bei einer Gesellschaft seines Vertrauens abgeschlossen hat, der könnte bald bei einer Resterampe mit komischem Namen landen. Gefragt wird er nicht.

Wer einmal eine Kapitallebensversicherung bei der Generali, der Zurich oder Axa hatte, der wird jetzt schon oder bald von einer Gesellschaft wie der Athora, der Viridium oder deren Tochtergesellschaft Proxalto betreut. Obwohl, „betreut“ ist nicht das passende Wort, bestenfalls verwaltet und das nicht so, wie man sich das bei Vertragsabschluss vorgestellt hat.

Denn am 5. August 2022 titelte das Handelsblatt:

„Probleme bei Proxalto: Kunden klagen über verzögerte Auszahlungen des Lebensversicherers.“

Proxalto ist die Gesellschaft, zu der die Versicherten der Generali abgeschoben wurden. Vier Millionen Versicherte, sorry, Verträge, verkaufte die Generali im Jahr 2021.

Viridium verwaltet übrigens auch 80.000 Verträge der vor rund 18 Jahren pleite gegangenen Mannheimer Lebensversicherungsgesellschaft.

Die Zurich-Versicherung will aktuell Verträge im Wert von 20 Milliarden Euro verkaufen und die Axa 900.000 Versicherte, sorry, Verträge im Wert von 15 Milliarden Euro. Bei Axa betrifft es die Verträge des ehemaligen Unternehmens DBV Winterthur, die Axa 2006 übernommen hat. Bei Zurich sind es die Verträge der Konzerntochter Zurich Deutscher Herold.

Zurück zur Proxalto, der Resterampe der Generali: Hier häufen sich Beschwerden über verzögerte Auszahlungen. Das Handelsblatt schildert beispielhaft die Beschwerde der Kundin Marita L. „Im Gespräch mit dem Kundenservice erhielt ich – so wie andere Betroffene augenscheinlich auch – ausschließlich vage variierende Aussagen über den Auszahlungstermin. Der Versicherer habe unter anderem behauptet, keinen Zugang zu den Daten wegen einer „Systemumstellung“ zu haben.

Das langwierige Prozedere von K. steht exemplarisch für weitere Fälle, die sich im Internet finden. So beschreiben in den Kommentarspalten des Bewertungsportals Trustpilot immer mehr Kunden Probleme mit Proxalto.“

Die Versicherer wollen ihre Gewinne erhöhen.

Was sagen die Versicherungsgesellschaften selbst? Sie weisen darauf hin, dass die Gesetze sie zwingen, zu viel ihres teuren Eigenkapitals als Sicherheit für die Verträge vorzuhalten. Auf gut deutsch heißt das: Es ist ihnen zu teuer, zu kompliziert, sie verdienen daran zu wenig. Wohlgemerkt, es geht hier um Lebensversicherung der althergebrachten Art, um Kapitallebensversicherungen, bei denen die Versicherungsgesellschaften das Geld der Versicherten rentabel anlegen und bei Ablauf der Verträge oder im Todesfall auszahlen. Da darf sich „glücklich“ schätzen, wer eine fondsgebundene Lebens- oder Rentenversicherung abgeschlossen hat. Diese Versicherten bzw. ihre Verträge wollen die Zurich und die Axa gerne behalten, an denen verdienen sie genug.

Verbraucherzentrale hat es kommen sehen:

Schon vor einigen Jahren befasste sich die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen mit dem Thema und schrieb unter anderem:

„Die große Sorge: Die Interessen der Versicherungsnehmer könnten gegenüber den Gewinnbestrebungen der Investoren in den Hintergrund rücken. Denn inwieweit ein neuer Versicherer noch Überschüsse für die Versicherten erwirtschaftet, bleibt fraglich und abzuwarten. Allzu großes Interesse dürften Investoren hieran zumindest nicht haben. Zudem: Ein Versicherer, der nicht mehr am Wettbewerb teilnimmt, dürfte weniger Anreize haben, sich als fairer und service-orientierter Vertragspartner zu präsentieren.“

Fakt ist: Wer sich vor Jahren für eine bestimmte Versicherungsgesellschaft entschieden hatte, der hatte dafür normalerweise gute Gründe. Sei es, dass er der Versicherungsgesellschaft besonders vertraute oder dem Versicherungsvermittler. Mit beiden wird er in Zukunft aber nicht mehr zu tun haben. Der nette Versicherungsmann von nebenan wird ihn nicht mehr beraten können.

Angesichts der vielen Nachteile, die alte Kapitallebensversicherung grundsätzlich haben, sollten Versicherte, deren Versicherungsgesellschaften sie loswerden wollen, sich überlegen, ob nicht lieber sie rechtzeitig den Vertrag loswerden wollen. Ob sich das lohnt, können Sie hier auf der Website in wenigen Minuten überprüfen.

Quellen:

https://www.verbraucherzentrale.nrw/aktuelle-meldungen/geld-versicherungen/lebensversicherungen-im-runoff-das-muessen-verbraucher-jetzt-wissen-19398