Nur noch wenige Versicherungen bieten den Kapitalerhalt an. Aber bei langen Laufzeiten ist selbst das meistens zu wenig. Schuld ist die Inflation.

Wer vor 20 Jahren eine Lebens- oder Rentenversicherung abschloss konnte sicher sein, dass er bei Laufzeiten von 12 Jahren oder mehr und planmäßigem Ablauf wenigstens so viel ausgezahlt bekam, wie er eingezahlt hatte. Das bieten die meisten Versicherungen heute schon gar nicht mehr an. Stattdessen werden die Kunden in Konstruktionen gelockt, die mit Hilfe von Investmentfonds oder ähnlichen Produkten höhere Renditen als den mickrigen Rechnungszins von 0,9 Prozent auf den Sparbeitrag jährlich erwirtschaften sollen. Das kann klappen oder auch nicht. Die Frage ist schon, warum man dann nicht gleich selbst in Investmentfonds oder ETFs investiert, ohne die Versicherung, oder das Geld Monat für Monat unter die Matratze legt.

Aber selbst wer vor 20 Jahren eine Lebensversicherung abgeschlossen hat, wer das Glück hatte, die damals versprochene Ablaufleistung tatsächlich zu erhalten, selbst der könnte sich wundern. Bekommt er doch für das Geld erheblich weniger, als er sich vor 20 Jahren vorgestellt hat. Grund ist natürlich die Inflation und ihre Kehrseite, die Geldentwertung.

Inflation zehrt die Kaufkraft auf

Bei 2 Prozent Inflation sind 1.000 Euro in 20 Jahren nur noch rund 660 Euro wert, ein Drittel des Wertes hat sich quasi in Luft aufgelöst. Wer also vor 20 Jahren eine Ablaufleistung seiner Lebensversicherung von 100.000 Euro vereinbart hat, bekommt die zwar – mit Glück – auch tatsächlich ausgezahlt. Er kann sich dafür heute aber nur so viel kaufen wie vor 20 Jahren für 66.000 Euro, ihm fehlen also für seine persönliche Kalkulation rund 34.000 Euro Kaufkraft.

Der Normalbürger vergisst leider in seinen Plänen für die Zukunft regelmäßig die Inflation. Er überlegt, was er an staatlicher Rente erhalten wird, was er an sonstigen Einkünften und Ausgaben hat und berechnet möglicherweise sogar seine „Rentenlücke“. Also den Unterschied zwischen den Ausgaben, die er als Rentner machen will und der staatlichen Rente. Nehmen wir einmal an, ein 45 Jahre alter Versicherter erwartet, dass er 1.600 Euro Rente bekommen wird, und denkt, dass er mit monatlichen Ausgaben von 2.000 Euro gut auskommen könnte. Dann hätte er eine „Rentenlücke“ von monatlich 400 Euro. Mit 100.000 Euro auf dem Konto könnte er sich 240 Monate lang jeweils 400 Euro auf sein Konto überweisen, also rund 20 Jahre. Dann wäre er 85 Jahre alt und hätte nur noch seine Rente.

Diese Rechnung hat mehrere große Löcher. Wenn man im Alter von 45 Jahren plant, mit 65 Jahren mit monatlich 2.000 Euro auszukommen, dann haben diese 2.000 Euro 20 Jahre später tatsächlich nur eine Kaufkraft von rund 1.300 Euro. Und es wird noch schlimmer.

Denn die Inflation geht ja weiter und die Kaufkraft sinkt weiter. Weitere 20 Jahre später haben 2.000 Euro auf Basis der Preise zu Beginn der Milchmädchenrechnung, als der Versicherte 45 Jahre alt war, nur noch eine Kaufkraft von 1.000 Euro.

Für Kapitalerhalt noch mehr sparen? Ja, aber.

Was also sollte ein Versicherter tun? Auf jeden Fall muss man bei der Zukunftsplanung immer die Inflation berücksichtigen. In unserem Beispiel hätte der Versicherte so kalkulieren müssen, dass er 20 Jahre später monatlich 3.000 Euro verfügbar hat, um eine Kaufkraft von 2.000 Euro zu haben auf Basis der Preise im Alter von 45 Jahren. Seine Rentenlücke beträgt also nicht 400 Euro, sondern 1.500 Euro. Damit er sich die 20 Jahre aus einem Versicherungsvertrag auszahlen könnte, hätte er über eine Summe von 360.000 Euro abschließen müssen. Das hätte ihn überfordert, denn Prämien für einen derartigen Vertrag hätte er nicht aufbringen können oder wollen.

Wohlgemerkt, wir sprechen hier immer von Versicherungen, die den Kapitalerhalt versprochen und das Versprechen eingehalten haben. Was also tun? Die Antwort ist einfach: Die Geldanlage muss die Inflationsrate schlagen. Das Geld muss eine höhere Rendite erwirtschaften als die Inflationsrate beträgt. Und natürlich muss alles verzinst werden, was gespart bzw. investiert wird. Bei Lebens- und Rentenversicherungen gehen durch die hohen Anfangskosten für die Vermittlerprovisionen und die hohen laufenden Kosten oft ein Drittel der Prämien an die Versicherungsgesellschaften. Umgekehrt werden also nur zwei Drittel überhaupt verzinst.